Ich spende und niemand merkt es  -  ein Indianergeschenk?

Ich spende und niemand merkt es. Da kann ich ja gleich sagen, es ist Krieg und niemand geht hin. Ja genau! Tun wir doch einfach das Richtige, ohne großes Gedöns und vor allem, ohne uns selbst damit zu brüsten!

Da fällt mir ein, die meisten spenden sowieso so, dass bei den eigentlichen Empfängern kaum etwas ankommt. Viel von den Spenden versickert auf dem Weg zu denen, die in den Medien als Katastrophenopfer präsentiert werden. Was kam denn von der Spendenflut für die Tsunami - Opfer verwendbar an? Viel verbrauchen Hilfsorganisationen selbst, noch mehr verschwindet in der weltweiten Korruption (da kassieren etliche ab) und vieles hilft gar nicht, weil gerade den Ärmsten nicht sinnvoll und dauerhaft geholfen wird. Man kann, wie in Japan, durch vernünftige Technik und Siedlungspolitik vor Tsunamis schützen. Die Spendengelder in Thailand bringen das nicht. Mit Ihnen wird nur wieder der Sex- und Luxustourismus mit seinen Sklaven für die Reichen der Welt aufgebaut.

Also nichts mehr spenden? Von wegen! So einfach ist das nicht. Es führt kein Weg daran vorbei, selbst herauszufinden, wie viel von unserer Spende beim Empfänger ankommt und was sie dort langfristig ändert. Es hilft z.B. nicht, in die Sahel Zone (die afrikanischen Dürre Zone) dauernd Nahrungsmittel hinein zu schaffen und damit eine zu dichte Besiedelung und Viehhaltung zu fördern. Das verkraftet diese Landschaft nicht. Das führt dort nur zu noch mehr Kahlfraß und Verwüstung. Wir müssen in so einer Gegend mit unseren Spenden Pflanzenwuchs, Bewässerung, Ökoenergien, Ausbildung, Geburtenplanung usw. fördern, Kriege verhindern um so langfristig einen sich selbst tragenden Lebensraum aufzubauen. 

Also Hilfe zur Selbsthilfe für einstmals stolze Indianer? Vorsicht, da hör ich schon wieder prahlende Selbsthilfehelfer. Sie setzen auf unser Mitleid mit einem Elendsbild nach dem anderen, damit sie auf ewig Selbsthilfehelfer spielen können. Nennt es nicht geschwollen "Hilfe zur Selbsthilfe!"  Wenn ihr ernsthaft Spenden überflüssig machen wollt, dann befreit endlich die Armen aus der unwürdigen Abhängigkeit von den Reichen. Schafft endlich diesen unwürdigen "Hilfe zur Selbsthilfe" - Zustand der Armen ab! Macht euch überflüssig, statt ewig mit scheinheiligen Hilfen in Helfergefühlen zu schwelgen! Denn schließlich bedingt der Reichtum der einen die Armut der anderen. Man muss nur gierig genug Reichtum raffen, um kräftig spenden zu können wie Bill Gates oder so mancher Popstar.

Aber was habe ich denn gegen das schöne Gefühl, Armen zu helfen, mit ihnen zu teilen und vielleicht dafür auch noch geehrt zu werden, oder mich zu freuen, wenn anderen oder mir vielleicht einmal geholfen wird? Viel, wenn wir glauben, dass das, was wir geben, uns gehört. Die Dinge dieser Erde gehören uns nicht. Wir sind ein Teil von ihnen. Wir maßen uns nur an, über sie zu herrschen. Wir sollten sie liebevoll, notfalls gerecht teilen.

Als die ersten Europäer in Nordamerika von Indianern Waren zum Kauf angeboten bekamen glaubten sie, sie bekämen diese geschenkt, da die so liebevoll ausgewählt und passend waren. Die Indianer verlangten auch keine direkte Gegenleistung, besonders wenn die anderen nichts hatten. Sie erwarten nur bei nächster Gelegenheit eine Ware, die ihnen nützlich wäre. So waren die Geschäfte der Indianer. Die Europäer verwechselten das mit Schenken, weil sie sich selbst bis heute so beschenken. Sie behielten raffgierig die vermeintlichen Geschenke. Sie hielten es nicht für nötig, den "Wilden" etwas dafür zu geben. Die Indianer holten sich deshalb ihre Ware oder etwas ähnliches als Tausch zurück. Die Europäer kapierten das nicht und beschimpften ab da jeden, der ein Geschenk zurückfordert, als einen mit einem "Indianergeschenk".

Ein Indianer schenkt aber in Wahrheit so, dass der Beschenkte nie erfährt von wem das Geschenk ist. Der Beschenkte findet etwas, was ihm große Freude macht, weil es für ihn so gut ausgewählt ist, wie ein Geschenk des Himmels. Nur ganz Nahe, sich Liebende ahnen manchmal von wem es ist. Kennen wir so ein Gefühl in der Liebe nicht auch, ein Indianergeschenk - bei dem Liebende viel opfern, manchmal sogar das Leben?

 

                                                                                                        - Ohaijesa (Ohiyesa)-